Unser Soroptimist-Club hat das Alleinerziehenden-Training wir2 nach Schwerin gebracht. Im September 2020 reiste der Journalist und Buchautor Rocco Thiede nach Schwerin, um für sein Buch „Lasst uns nicht allein! Was Alleinerziehende und ihre Kinder nach der Trennung brauchen“ zu recherchieren. Im Kinderzentrum Mecklenburg führte er Interviews mit Eltern und Mitarbeitern. Die Walter-Blüchert-Stiftung schlug vor, zusätzlich die Perspektive unseres Soroptimist Clubs darzustellen. So traf sich der Autor zu einem Gespräch mit der Soroptimistin Dr. Gratiana Steinkamp, die die Arbeitsgruppe des Clubs zum wir2-Projekt koordiniert hatte.
Das Interview mit dem Titel „Das wird gut laufen“ macht ein ganzes Buchkapitel aus. Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Ausschnitt aus dem Buch hier präsentieren dürfen!
Jedes 5. Kind wächst in Deutschland mit nur einem Elternteil auf. Auch in Schwerin ist der Anteil Alleinerziehender hoch. Sie und ihre Kinder stehen unter hoher Belastung:
Existenzsorgen, Wohnungssuche, Streit mit dem Ex-Partner...Erkrankungen sind häufig die Folge, bei den Kindern Verhaltensauffälligkeiten.
Das Programm „wir2 Bindungstraining“ ist ein maßgeschneidertes Training für alleinerziehende Eltern. Es soll die Eltern stärken, eigene Bedürfnisse und die der Kinder wahrzunehmen. In Workshops lernen die Eltern, Lösungen für Probleme zu finden und die Gefühle und Signale der Kinder zu verstehen. Außerdem haben sie durch die Kurse Kontakt zu anderen Eltern, denen es ähnlich geht.
Die Universität Düsseldorf hat gemeinsam mit der Walter Blüchert Stiftung dafür Instrumente und Fragebögen entwickelt. Die positiven Effekte sind wissenschaftlich belegt: 9 von 10 Familien profitieren nachweislich.
Weitere Informationen unter: www.wir2-bindungstraining.de
Die Schweriner Soroptimistinnen wollen einen Beitrag dazu leisten, dass das bewährte „wir2-bindunsgstraining“ auch in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns angeboten wird: damit alleinerziehende Mütter und Väter wirksam unterstützt werden können.
Die Lesung mit Rocco Thiede am 8. November 2022 in der Stadtbibliothek war Anlass, dem Kinderzentrum auch in diesem Jahr eine Spende zu übergeben. Nachdem der Schweriner Soroptimist Club bereits 2021 das wir2-Bindungstraining mit 1.000 Euro unterstützt hat, konnte in diesem Jahr die gleiche Summe übergeben werden.
Rocco Thiede las aus „Lasst uns nicht allein! Was Alleinerziehende und ihre Kinder nach der Trennung brauchen“. Die Reportagen und Interviews in diesem Buch erzählen Geschichten von alleinerziehenden Müttern und Vätern, die neuen Lebensmut durch die Teilnahme am wir2-Bindungstraining für Alleinerziehende gefunden haben. In dem Buch kommen auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schwerin zu Wort. Ein Buchkapitel mit dem Titel „Das wird gut laufen“ widmet sich der Initiative des Schweriner SI Clubs. Darin beschreibt der Autor ein Interview mit der Soroptimistin Prof. Dr. Gratiana Steinkamp, die die clubinterne wir2-Arbeitsgruppe koordiniert hat.
Juni 2020:
Der erste Kurs des Wir2-Bindungstrainings startete voller Erwartung am 15. Oktober 2019 mit 10 Alleinerziehenden (neun Mütter, ein Vater). Die Sitzungen fanden fortan jeden Dienstag im Kinderzentrum Mecklenburg statt. Diese wurden durch drei extra geschulte und sehr engagierte Trainerinnen professionell geleitet. Für die Zeit der Sitzungen der Eltern wurden die Kinder separat in den Räumen der dem Kinderzentrum angeschlossenen Kita mit altersgerechten Angeboten betreut.
Das Projekt lief sehr erfolgreich an. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten ab der 17. von 20 Sitzungen ab Mitte März leider keine Präsenzveranstaltungen mehr durchgeführt werden. Aber dank der modernen Technik und des Engagements des Kinderzentrums wurde der Kurs dann im Mai in virtuellen Gruppensitzungen weitergeführt. In einer letzten Präsenzsitzung im Juni fand das Training nun einen würdigen Abschluss.
Der erste Kurs in Schwerin und in Mecklenburg-Vorpommern überhaupt war also ein voller Erfolg.
Im NDR-Nordmagazin wurde über das Projekt in einem Filmbeitrag berichtet:
Juni 2019:
Einladung an alle Interessierten: Bei der Auftaktveranstaltung am 27. Juni 2019 wurde das Projekt im Kinderzentrum Mecklenburg vorgestellt. Insbesondere die Hilfestellung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Alleinerziehende und die Unterstützung bei oft starken psychischen Belastungen hob Sozialministerin Stefanie Drese als wichtige Bausteine für die Gesundheit von Ein-Eltern-Familien hervor. Das Grußwort der Sozialministerin finden Sie hier. Vorgestellt wurde der Projektflyer, der seit Juni auch in Printform vorliegt - zum digitalen Flyer folgen Sie diesem link.
Februar 2019:
Angestoßen durch die Initiative von den Schweriner Soroptimistinnen hat Frau Kristina Timmermann, Geschäftsführerin der Kinderzentrum Mecklenburg GmbH in Schwerin den Franchisevertrag unterschrieben und ist nun in Kontakt mit der Barmer Krankenkasse wegen eines Förderantrages.
Januar 2019:
Etwa 250 Fachleute tauschten sich darüber aus, wie sich die Situation von Ein-Eltern-Familien verbessern lässt. Wichtigste Forderungen: Staatliche Kompetenzen und Leistungen besser zu bündeln, die Betroffenen von Steuern und Abgaben zu entlasten und nachweislich wirksame Präventionsprojekte in den Kommunen umzusetzen.
Fazit von Prof. Matthias Franz vom Universitätsklinikum Düsseldorf: „Nicht die Alleinerziehenden sind das Problem. Die unzureichende Unterstützung ist das Problem.“ Alleinerziehende Mütter erkrankten etwa dreimal häufiger an Depressionen als Mütter aus Paarfamilien. Auch ihre Kinder seien dadurch oft mitbetroffen, was sich in einer selterenen Teilnahme an U-Untersuchungen oder Verhaltensauffälligkeiten zeige. Weitere Anregungen der Workshop-Teilnehmer: eine zentrale kommunale Anlaufstelle, an der Alleinerziehende erfasst und unterstützt werden, zentrale Beratung und Hilfe bei Anträgen.
Juni 2018:
Der Schweriner Club von Soroptimist International lud Expertinnen aus Gütersloh ein, um interessierte Organisationen über das spezielle Training für Alleinerziehende zu informieren.
Die beiden Referentinnen von der Walter-Blüchert-Stiftung, Anita Offel-Grohmann und Katharina Stickling, berichteten über das „wir2 bindungstraining“. Es setzt genau dort an, wo die Probleme in den Familien liegen: bei den Belastungen der Alleinerziehenden und bei der Eltern-Kind-Bindung. In dem Training setzen sich die Mütter (oder auch Väter) mit ihrer Situation, der Kinder und der Gesamtfamilie auseinander. Dies geschieht in wöchentlichen Gruppensitzungen mit 8-10 Teilnehmern. Während der Treffen werden die Kinder kostenlos betreut. Schwerin ist die erste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Angebot.
Die Teilnahme ist für die Eltern kostenlos.